Also ich fasse jetzt mal zusammen.
Bildung in Österreich.
Schon kommendes Schuljahr wird digitale Bildung zum Pflichtfach, dafür ausgebildetes Lehrpersonal fehlt, da die Digitalisierung des Lebens unser Land praktisch über Nacht mit ihrer Anwesenheit überrascht hat.
Seit dieser Woche liegt der Lehrplan zur Begutachtung vor und wird bis zum 4. Mai begutachtet werden. Diese Begutachtung wird den Lehrplan für begutachtet erklären und dann werden im September Kolleg*innen aus weniger dringenden Stunden aus anderen Unterrichtsverpflichtungen abgezogen, um nach der Überreichung eines - ich gehe davon aus frisch kopierten - Handouts frohgemut das neue Fach im neuen Schuljahr zu begrüßen.
Kinder werden, ebenso frohgemut, lernen, wie sie Fake News von echten News unterscheiden können und warum es keine gute Idee ist, Nacktbilder von sich oder den eigenen private parts in dieses Internet, das gerade eben aus dem Nichts aufgepoppt ist, hineinzustellen.
Zur großen Erleichterung aller bauen diese Unterrichtseinheiten darauf auf, dass die Schüler*innen ohnedies bereits Excel im Mathematikunterricht kennengelernt und die eine oder andere Email im Deutschunterricht mit Bleistift ins Deutschbuch geschrieben haben (immer mit Bleistift ins Buch arbeiten, damit man das noch ausradieren kann).
Lehrer*innen und Direktor*innen, die seit Jahren darauf aufmerksam machen, dass es dann jetzt demnächst mal an der Zeit wäre, ohne Stress natürlich, aber eventuell vielleicht in den nächsten, sagen wir zehn Jahren, einfach mal darüber nachzudenken, Lehrpläne, Stundentafeln, Unterrichtskonzepte, Bildungsräume, Benotungsthemen, Ausbildung der Pädagog*innen, Aufwertung der Elementarpädagogik in Wort, Schrift und Bezahlung und noch einige andere kleine Nebensächlichkeiten den Gegebenheiten des im Moment stattfindenden Lebens auf diesem Planeten anzupassen, bekommen einen gut gemeinten Händedruck ob ihrer Weitsicht im Schulalltag und mit sehr viel Glück eine Würdigung für die erbrachte außerordentliche Leistung für das österreichische Schulsystem. Dieses Würdigungsdokument musste dereinst gemeinsam mit dem Parteibuch und der aktiven Gewerkschaftsmitgliedschaft vorgewiesen werden, um in die Gunst eines Direktor*innenpostens zu gelangen, wobei diese Zeiten vorbei sind, da mittlerweile noch im Studium befindliche Personen, interessierte Eltern oder einfach Menschen, die einmal selber in die Schule gegangen sind, diesen einst beliebten Posten übernehmen können, da sich, warum auch immer, nicht mehr so viele Menschen finden, die diesen Bürojob mit Kopierfunktion ausüben möchten.
Pädagog*innen, die ihre Arbeit ernst nehmen und gerne machen, freuen sich über positive Rückmeldungen zu ihrer Arbeit, sind aber froh, wenn das einfach einmal jemand laut sagt oder heimlich denkt.
Kinder in Österreich entdecken also demnächst mit Lichtgeschwindigkeit die Digitalisierung und bekommen auch noch eine Note dafür, was sehr wichtig ist, da man sonst von außen nicht erkennen kann, ob sie auch wirklich verstanden haben, worum es geht. Eltern und Erziehungsberechtigte sind total glücklich, dass sie als Rückmeldung dann diese Note im Zeugnis werden lesen können, weil so eine Note in einem Zeugnis kann über Karriereverläufe entscheiden. Deshalb ist es zwar eine minimale Belastung, dass in der 4. Klasse Volksschule alle Beteiligten beim Spiel „Wer es nicht ins Gymnasium schafft ist eigentlich tot“ kurz vor der Einweisung stehen, aber scheißdrauf, Stress stählt die Nerven und die werden wir alle noch brauchen müssen, wenn das österreichische Bildungssystem weiter in Raketen-Turbospeed Richtung Zukunft rast.